30.06.2023
Kundinnen und Kunden des Reisebüros im Bahnhof Forch wissen es schon längst: Der Service ist exzellent. Nun gibt es auch den Beweis quasi schwarz auf weiss. Das Konsumentenmagazin «Saldo» hat rechtzeitig vor den Sommerferien einige Anbieter von Zugreisen unter die Lupe genommen – und stellt fest: Das Reisezentrum der Forchbahn ist kundenfreundlich und konnte erst noch zu allen auch durchaus komplizierten Varianten eine passende Offerte vorlegen. Aber lesen Sie selbst:
Mit dem Zug durch Europa – wo man am besten bucht
Viele Bahnreisen durch Europa kann man bei den SBB nicht buchen – trotz vollmundiger Werbeversprechen. Auf kleine Reisebüros wie die Zürcher Forchbahn oder Simpletrain.ch ist mehr Verlass.
Roger MĂĽller
A wie Amsterdam bis Z wie Zagreb: Wir bieten Ihnen Zugreisen nach ganz Europa an»: So werben die SBB auf ihrer Website. Unter den Zielen sind etwa Spanien und die kroatische Adriaküste. Doch eine Stichprobe zeigt: Viele Destinationen lassen sich weder am SBB-Schalter noch auf sbb.ch buchen.
saldo versuchte, Offerten für sechs Reisen einzuholen: von Bern nach Rimini (Italien) und nach Sibenik (Kroatien), von Zürich nach San Sebastián (Spanien), Antwerpen (Belgien) mit und ohne Velo sowie nach Göteborg (Schweden) mit Velo. Die gleichen Anfragen erfolgten auf Omio.com und Trainline.eu sowie beim Zürcher Reisebüro Simpletrain.ch und bei der Forchbahn in Forch ZH.
Resultat: Auf Omio.com und Trainline.eu gab es nur für die Reise nach Antwerpen Tickets, allerdings ohne Velo. Dasselbe auf der Internetseite der SBB. Für alle anderen Destinationen verwiesen die SBB im Internet auf ihren Telefonverkauf oder ihre Schalter. Doch selbst am SBB-Schalter war es nur bei zwei von sechs Reisen möglich, ein Billett zu kaufen: nach Rimini und nach Antwerpen ohne Velo.
SBB werben fĂĽr Reisen, die man gar nicht buchen kann
Mit dem Velo nach Antwerpen: Für die SBB war dies eine unlösbare Aufgabe. Für Zürich–San Sebastián gab es nur ein Ticket bis zur französischen Grenzstadt Hendaye. Das letzte Stück ins spanische San Sebastián müsse der Kunde bei der baskischen Regionalbahn buchen. Und trotz Internetwerbung gab es bei den SBB keine Tickets bis nach Sibenik an der kroatischen Adriaküste, sondern nur bis nach Split: Die SBB werben mit Bahnreisen ans Meer, die man gar nicht buchen kann.
Auch sonst liess der SBB-Service zu wünschen übrig: Am Schalter erhielt saldo nur bei einer Anfrage eine gedruckte Offerte mit Preisangabe. In einem anderen Fall war der Preis sogar nur zu erfahren, wenn man den Bildschirm am SBB-Schalter mit dem Handy fotografierte. Die SBB schreiben, man kläre ab, was falsch gelaufen ist.
Klar ist: Nach dem Fahrplanwechsel im Dezember sind bei den SBB neben Direktverbindungen nur noch Fahrten in die Nachbarländer sowie nach Dänemark, Tschechien und in die Beneluxländer sowie der TGV via Frankreich nach Barcelona und der Eurostar von und nach London buchbar. Die SBB versprechen, dass «die europäischen Bahnen bis 2025 einen gemeinsamen Standard einführen» werden: Ab dann soll es jeweils nur noch ein Ticket für alle Bahnreisen in Europa geben.
Offerten für jeden Reisewunsch und alternative Vorschläge
Kundenfreundlicher als die SBB sind die Forchbahn und Simpletrain.ch. Beide Reisebüros legten bei den Stichproben am Schalter oder via Mail für sämtliche Reisen Offerten vor.
Beispiel Zürich–Göteborg: Im Zug der Deutschen Bahn waren alle Veloplätze ausgebucht. Simpletrain.ch reagierte vorbildlich und machte einen alternativen Reisevorschlag. Und die Forchbahn machte auch Interrail-Offerten – etwa für eine Reise von Bern nach Rimini. Sie war mit dem Interrail-Ticket für 464 Franken zwar 8 Franken teurer als die von den SBB offerierte Fahrt. Dafür war ein zusätzlicher Reisetag in Rimini inbegriffen.
(Aus Saldo 12/2023)